– 2 – Ede Ceh – Fortsetzung

Teil 2 Oxichlorierung

Erklärung:

Die chemische Gleichung für diesen Fall lautet:

2HCl   +  C2H4 (E)  +  ½ O2  —->  C2H4Cl2 (C) +  H2O (W)

Diese Reaktion läuft in der Gasphase in einem Wirbelbettreaktor ab unter Mitwirkung des pulverförmigen Katalysators Kata K. Die frei werdende Wärme wird zur Dampfherstellung verwendet. Weil das C aus der Oxichlorierung Wasser (W) enthält, muss es in der Entwässerungskolonne getrocknet werden, bevor es ebenfalls in die C-Destillation eingespeist, gereinigt und im Tank gelagert werden kann.

Story:

„Verdammte Scheiße, ist das kalt und eng hier“, knurrte Ha Ce-el, der aus der Spaltung kommend gerade im Kopf der HCl-Kolonne ankam. Er fletschte wütend die Zähne. „Da war es gerade noch so herrlich heiß, lustig, feurig und leicht wie in der Hölle gewesen und nun plötzlich diese Kälte, flüssiger Zustand und kaum Bewegung, wie furchtbar.“

Ce-el schüttelte sich angewidert. Er hörte nicht auf zu fluchen. Doch plötzlich gelangte Ce-el an die Oberfläche des Behälters und schwups machte er sich gasförmig davon. Zumindest erst einmal in die nächste Rohrleitung hinein. Da wurde es auch wieder zusehends wärmer und plötzlich tauchten die hellblauen Luftikusse Zwei Oxygen (O2) auf, die man nur selten auch als Eins Oxygen (O) treffen konnte, weil sie scheinbar am liebsten als Paar auftraten. Ce-el dachte noch so bei sich, ‚wozu diese Pärchen wohl taugen könnten? Mir persönlich sind sie jedenfalls wurscht’, als auch schon die leckeren Ethy Lenchen zusammen mit einer Unmenge anderer Gase auftauchten. Da wurde ihm ganz anders zumute und er musste wieder denken, ‚eine Vereinigung mit denen, dafür würde ich sogar mein Ha hergeben’. Das ging schneller, als er denken konnte, denn plötzlich gerieten sie alle in einen, immer auf gleicher Höhe wirbelnden Tanz der staubfeinen Kata Lysatoren vom Typ Kata K, die ihm auch sofort Ha entrissen und dafür sorgten, dass Ce-el sich mit der erstbesten Ethy Len vereinigen konnte, was er trotz der Turbulenzen in vollen Zügen genoss. Dabei wäre ihm fast entgangen, dass Kata K auch die Oxygen Pärchen trennte, sah gerade noch, wie sein Ha zusammen mit einem anderen Ha sich eins der plötzlich selbständigen Eins Oxygene schnappte und völlig verwandelt als Hazwei Oxygen (Wasser) im Gedränge verschwand. Als Letztes bemerkte Ce-el noch, dass auch ihr Kata K, der ihn und sein Ethylenchen zusammengebracht hatte, verschwunden war. Nun war aus Zwei Ce-el und Ethy Len ein Ede Ceh geworden. Ede wurde abgekühlt, gewaschen, von immer noch an ihm klammernden restlichen Ha Ce-els durch Na Oxygen Ha (NaOH – Natronlauge) befreit und kondensiert. Jetzt störte ihn eigentlich nur noch das in ihm befindliche Hazwei Oxygen, das ihn irgendwie aufblähte und er hatte lediglich einen Gedanken: ‚Wie kann ich dieses doofe, sich auch noch Wasser – Whisky wäre mir viel lieber –  nennende Hazwei Oxygen loswerden?’ Doch er musste sich gedulden, denn offensichtlich hatte man ihn in einen Tank abgeschoben. Zwar fand Ede die Ruhe hier nach der ganzen Hektik als angenehm, aber nach einer Stunde war ihm das zu langweilig. Außerdem wollte er endlich den wässrigen Spanner loswerden. Also passte Ede besser auf, merkte, dass am gegenüberliegenden Rand die größte Bewegung war und bemühte sich da hinzukommen.

Plötzlich änderten sich die Strömungsverhältnisse. Ede merkte, dass keine neuen Artgenossen mehr dazukamen, dafür wurde der Sog größer, der ihn hoffentlich von hier wegbringen würde. Trotzdem dauerte es noch fast zwei Stunden bis Schwung in seine Umgebung kam. Auf einmal fuhr er wieder mit einem Pumpenlaufrad Karussell, wurde in eine Rohrleitung gezwängt und „Hoi-joi-joi“, bliesen sie ihm Dampf unter den Arsch, denn da war er schon im Vorwärmer gelandet. Mit 70 °C aufgeladen wurde Ede einfach auf den obersten Boden der Entwässerungskolonne, der sogenannten Feuchten, geschmissen. Beinahe wäre er wieder verdampft.

„Verdammte Scheiße, in die Richtung will ich auf keinen Fall, da ist doch viel zu viel Wasser dabei!“ Ede machte sich dünne und rutschte, bei heftigem Gegenverkehr, ein paar Böden nach unten.

„Diese Richtung müsste stimmen“, sagte er sich, denn Hazwei Oxygen wurde weniger und siehe da, plötzlich waren die lästigen Begleiter ganz verschwunden. Dann kam wieder das Pumpenkarussell. Ede landete in einer Kolonne mit dem schönen Namen leichtes Mädchen. Hier fand das gleiche Theater statt wie in der Feuchten, Gott sei Dank ohne Wasser. Obwohl, ab und zu kam an Ceh doch noch einer der Hazwei Oxygene auf seinem Weg nach unten in entgegengesetzter Richtung vorbei. In dieser Kolonne traf er auch zum ersten Mal die, wie er wenig später erfuhr, aus der DC stammenden, etwas grünlichen Ede Cehs und die satt orangenen, die aus einer noch anderen Ecke kommen mussten.

„Hier zu fragen hat keinen Zweck“, brummte Ede, „es ist viel zu viel Hektik. Bestimmt kommt bald wieder eine Ruhephase,“ und schon rutschte er im Karacho nach unten auf den nächsten Boden. Doch Ede musste auch noch durch die dicke Berta, die so genannte HS-Kolonne, hindurch. Hier ging es wieder einmal nach oben, natürlich wieder mit Geschlechtsumwandlung, ach Quatsch, natürlich wechselte er nur die Phase von Flüssigkeit in Dampf. Kaum schwebte Ede wie ein Vogel durch Bertas Kopf, da traf ihn erneut ein kalter Schock, er wurde wieder Flüssigkeit und landete mit dem Schwung der Rückflusspumpen in einem Tank, der hier wohl ‚Feedtank‘ genannt wurde.

„Nun weißte Bescheid“, beendete Ede Ceh Blue seinen Bericht, „aber hast du schon gehört Ede Green, wo Ede Orange herkommt?“

„Nö, aber fragen wir den doch mal. – He du, Ede Orange, wo kommst du denn her?“ Doch der schwamm hochnäsig an den beiden vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen.

„Donnerwetter“, Ede Green kratzte sich am Ceh, „so möchte ich mal nicht werden.“

„Stimmt“, pflichtete Ede Blue zu, „der muss schlechte Erfahrungen gemacht haben.“

„Aber wo?“

„Keine Ah …“, weiter kam Ede Blue nicht, denn er geriet erneut in einen starken Sog und plötzlich …