Tag-Archiv | Menschen

Sex und die Bibel

   Du bist schön, schön bist du.

 Auf Basis ‚Hohelied‘ der Lutherbibel 1912 
 geschrieben
     von Anni Kloß und Max Balladu

Ein tiefer Kuss, so mächtig, so groß, 
So innig, mit aufwallender Lust,
Umso verruchter, umso süßer dein Schoß.
Himmelhochjauchzend. Hinweg mit dem Frust.

Du bist schön, schön bist du.

Meine Hand fühlt kribbelnd, wohlig
Die zarte, feste, warme Brust, 
Das steigert die, den Körper zerreißende Lust.
Geglättet mit einem Kuss, wie süßester Honig.
Die andere packt den knackigen, drallen Po.
Nichts Griffigeres gibt es sonst irgendwo. 

Du bist schön, schön bist du.

Mach, mein Liebster, immer weiter,
Tu es bis die Schatten weichen.
Vertreibt die Kühle, macht uns heiter.
Ziel, wir wollen es gemeinsam erreichen.

Du bist schön, schön bist du.

Zu oft vermisse ich 
Dein Brüste, die jungen, drallen, süßen Melonen,
Wie das Gewehr die passenden Patronen.
Erinnerungen ersetzen nicht dich. 

Ich suchte, aber ich fand dich nicht.

Manchmal suchte ich Deinen
Schoß, den göttlichen Altar, 
Wie Honigbienen den Nektar.
Lange konnten wir uns nicht vereinen.

Ich suchte, aber ich fand dich nicht.

Ich schlafe, doch mein Herz es wacht.
Nun schon so manche lange Nacht.
Mein Leib sehnt, sich aufbäumend, nach dir,
Erlebte Genüsse verschwinden mit dir.

Ich suchte, aber ich fand dich nicht.

Vergleichbar mit den schönsten Früchten,
Berührst du aufwärts meine Schenkel. 
Lass Bedrückendes von mir flüchten! 
Offene Lippen an der Mündung der Schenkel. 

Ich suchte, aber ich fand dich nicht.

Hinein ins liebliche, süße Loch.
Mein Innerstes erzittert und doch,
Komm weiter, komm tiefer durch das Gefieder.
Fühlst du, hörst du die seligen Lieder?

Ich rufe dich, doch du antwortest nicht.

Ein riesiger Schatten, lässt mich schaudern.
Schrecklich wie die Heerscharen!
Starr, gelähmt zwingt es mich zu zaudern.
Der Teufel packt mich mit widerlichem Gebaren.

Ich rufe dich, doch du antwortest nicht.

Da! Der! Der -  Der darf das nicht.
Gewalt frisst mich mit Haut und Haaren.
Schrecklich wie das letzte Gericht. 
Aufdringlich noch in hundert Jahren.
Mir gerinnt das Blut vor Grauen. 
Mein Leib gefriert, beginnt zu blauen,
die Zähne knirschend kauen.

Ich rufe dich! Immer noch antwortest du nicht.

Wer bricht da hervor in der Morgenröte?
Ich warte, hoffe, sehne, dass sich mir
In aller früh, ein schöner Anblick böte.
Schön wie der Mond. - Nur mit Dir!
Nach bläht der Satan sich feurig auf, doch dann 
Fährt er in die Hölle der Tyrann.

Endlich hörtest du mich.

Du, Auserwählter, wichtig wie die Sonne?
Ich erkenn dich! Für mich, welche Wonne.
Dazu stark wie ein Stier.
Komm Liebster, komm endlich zu mir!

Du bist schön, schön bist du.

Dein Leib ist wie ein Haufen Weizen,
Warm, angenehm fühlbar, weich.
Ich lass mich so gerne von dir reizen.
Mit dir ins einzig existente Himmelreich.
Dein Schoß einladend wie ein runder Becher.
Umsteckt mit Rosen, schön, stachlig magisch.
Komm zu mir, sei für mich der Zauberstecher.
Verzichten wäre dumm und tragisch.

Du bist schön, schön bist du.

Da, wo der Weinstock sprosst,
die Granatbäume blühen,
will ich dir meine Liebe geben.
Liebe so stark wie der Tod.
So feurig wie Glut.
Voll Eifer wie in der Hölle.

Du bist schön, schön bist du.

*) Die Heilige Schrift 
Des Altes und Neuen Testaments
übersetzt von Martin Luther
Textfassung von 1912
Fourier-Verlag GmbH, Wiesbaden 2003
Das Hohelied Salomos


Extrakt vom Hohelied der Grundlage für obiges Gedicht

1 Innige Liebe
1/2 HLS Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist lieblicher als Wein.
1/15 Siehe, meine Freundin, du bist schön; schön bist du, deine Augen sind wie Taubenaugen.
2 Sehnsucht
2/6 Seine Linke liegt unter meinem Haupte, und seine Rechte herzt mich.
2/16 Mein Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Rosen weidet. 
2/17 Bis der Tag kühl wird und die Schatten wei-chen,
3 Treue
 3/1 Ich suchte; aber ich fand ihn nicht.
4 Vorzüge
4/5 Deine zwei Brüste sind wie zwei junge Melo-nen (Rehzwillinge), die unter den Rosen gedeihen (weiden).
5 Trennung
5/2 Ich schlafe; aber mein Herz wacht
5/4 Aber mein Freund steckte seine Hand durchs Riegelloch, und mein Innerstes erzitterte davor.
5/6 Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht; ich rief, aber er antwortete mir nicht
6 Wiedervereinigung
6/9 Wer ist, die hervorbricht wie die Morgenröte, schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne, schrecklich wie die Heerscharen?
7 Wechselgespräch
7/2 Dein Schoß ist wie ein runder Becher, dem nimmer Getränk mangelt. Dein Leib ist wie ein Wei-zenhaufen, umsteckt mit Rosen.
7/12 daß wir früh aufstehen zu den Weinbergen, daß wir sehen, ob der Weinstock sprosse und seine Blüten aufgehen, ob die Granatbäume blühen; da will ich dir meine Liebe geben.
8 Treue
8/3 Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte herzt mich.
8/6 Denn Liebe ist stark wie der Tod, und ihr Ei-fer ist fest wie die Hölle. Ihre Glut ist feurig
8/7 daß auch viele Wasser nicht mögen die Liebe auslöschen noch die Ströme sie ertränken.

So lautet der komplette Text in der Bibel:

Die Heilige Schrift 
Des Altes und Neuen Testaments
übersetzt von Martin Luther
Textfassung von 1912
Fourier-Verlag GmbH, Wiesbaden 2003

Das Hohelied Salomos
Das 1. Kapitel 
Innige Liebe des Freundes und der Freundin
 1 Das Hohelied Salomos. 2 Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes; denn deine Liebe ist lieb-licher als Wein. 3 Es riechen deine Salben köstlich; dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe, darum lie-ben dich die Jungfrauen. 4 Zieh mich dir nach, so laufen wir. Der König führte mich in seine Kam-mern. Wir freuen uns und sind fröhlich über dir; wir gedenken an deine Liebe mehr denn an den Wein. Die Frommen lieben dich. 5 Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos. 6 Sehet mich nicht an, daß ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt. Meiner Mutter Kinder zürnten mit mir. Sie haben mich zur Hüterin der Weinberge gesetzt; aber meinen eigenen Weinberg habe ich nicht behütet. 7 Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo du weidest, wo du ruhest im Mittage, daß ich nicht hin und her gehen müsse bei den Herden deiner Ge-sellen. 8 Weißt du es nicht, du schönste unter den Weibern, so gehe hinaus auf die Fußtapfen der Scha-fe und weide deine Zicklein bei den Hirtenhäusern. 9 Ich vergleiche dich, meine Freundin, meinem Ge-spann an den Wagen Pharaos. 10 Deine Backen ste-hen lieblich in den Kettchen und dein Hals in den Schnüren. 11 Wir wollen dir goldene Kettchen ma-chen mit silbernen Pünktlein. 12 Da der König sich herwandte, gab meine Narde ihren Geruch. 13 Mein Freund ist mir ein Büschel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten hanget. 14 Mein Freund ist mir eine Traube von Zyperblumen in den Weingärten zu En-gedi. 15 Siehe, meine Freundin, du bist schön; schön bist du, deine Augen sind wie Taubenaugen. 16 Sie-he, mein Freund, du bist schön und lieblich. Unser Bett grünt, 17 unsrer Häuser Balken sind Zedern, unser Getäfel Zypressen. 

Das 2. Kapitel – Hohelied
Sehnsucht der Freundin nach dem Freund
 1 Ich bin eine Blume zu Saron und eine Rose im Tal. 2 Wie eine Rose unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern. 3 Wie ein Apfelbaum unter den wilden Bäumen, so ist mein Freund unter den Söhnen. Ich sitze unter dem Schatten, des ich begehre, und seine Frucht ist meiner Kehle süß. 4 Er führt mich in den Weinkeller, und die Liebe ist sein Panier über mir. 5 Er erquickt mich mit Blumen und labt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe. 6 Seine Linke liegt unter meinem Haupte, und seine Rechte herzt mich. 7 Ich beschwöre euch, ihr Töch-ter Jerusalems, bei den Rehen oder bei den Hinden auf dem Felde, daß ihr meine Freundin nicht auf-weckt noch regt, bis es ihr selbst gefällt. 8 Da ist die Stimme meines Freundes! Siehe, er kommt und hüpft auf den Bergen und springt auf den Hügeln. 9 Mein Freund ist gleich einem Reh oder jungen Hirsch. Siehe, er steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und guckt durchs Gitter. 10 Mein Freund antwortet und spricht zu mir: Stehe auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm her! 11 Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist weg und dahin; 12 die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Turtel-taube läßt sich hören in unserm Lande; 13 der Fei-genbaum hat Knoten gewonnen, die Weinstöcke haben Blüten gewonnen und geben ihren Geruch. Stehe auf, meine Freundin, und komm, meine Schö-ne, komm her! 14 Meine Taube in den Felsklüften, in den Steinritzen, zeige mir deine Gestalt, laß mich hören deine Stimme; denn deine Stimme ist süß, und deine Gestalt ist lieblich. 15 Fanget uns die Füchse, die kleinen Füchse, die die Weinberge verderben; denn unsere Weinberge haben Blüten gewonnen. 16 Mein Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Rosen weidet. 17 Bis der Tag kühl wird und die Schatten weichen, kehre um; werde wie ein Reh, mein Freund, oder wie ein junger Hirsch auf den Scheidebergen. 

Das 3. Kapitel – Hohelied
Treue der Freundin, Herrlichkeit des Freundes
 1 Des Nachts auf meinem Lager suchte ich, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht. 2 Ich will aufstehen und in der Stadt umgehen auf den Gassen und Straßen und suchen, den meine See-le liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht. 3 Es fan-den mich die Wächter, die in der Stadt umgehen: »Habt ihr nicht gesehen, den meine Seele liebt?« 4 Da ich ein wenig an ihnen vorüber war, da fand ich, den meine Seele liebt. Ich halte ihn und will ihn nicht lassen, bis ich ihn bringe in meiner Mutter Haus, in die Kammer der, die mich geboren hat. 5 Ich be-schwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Rehen oder Hinden auf dem Felde, daß ihr meine Freundin nicht aufweckt noch regt, bis es ihr selbst gefällt. 6 Wer ist die, die heraufgeht aus der Wüste wie ein gerader Rauch, wie ein Geräuch von Myrrhe, Weih-rauch und allerlei Gewürzstaub des Krämers? 7 Sie-he, um das Bett Salomos her stehen sechzig Starke aus den Starken in Israel. 8 Sie halten alle Schwerter und sind geschickt, zu streiten. Ein jeglicher hat sein Schwert an seiner Hüfte um des Schreckens willen in der Nacht. 9 Der König Salomo ließ sich eine Sänfte machen von Holz aus Libanon. 10 Ihre Säulen sind silbern, die Decke golden, der Sitz purpurn, und in-wendig ist sie lieblich ausgeziert um der Töchter Je-rusalems willen. 11 Gehet heraus und schauet an, ihr Töchter Zions, den König Salomo in der Krone, da-mit ihn seine Mutter gekrönt hat am Tage seiner Hochzeit und am Tage der Freude seines Herzens. 

Das 4. Kapitel – Hohelied
Vorzüge der Freundin
 1 Siehe, meine Freundin, du bist schön! siehe, schön bist du! Deine Augen sind wie Taubenaugen zwischen deinen Zöpfen. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die gelagert sind am Berge Gilead herab. 2 Deine Zähne sind wie eine Herde Schafe mit beschnittener Wolle, die aus der Schwemme kom-men, die allzumal Zwillinge haben, und es fehlt kei-ner unter ihnen. 3 Deine Lippen sind wie eine schar-lachfarbene Schnur und deine Rede lieblich. Deine Wangen sind wie der Ritz am Granatapfel zwischen deinen Zöpfen. 4 Dein Hals ist wie der Turm Davids, mit Brustwehr gebaut, daran tausend Schilde hangen und allerlei Waffen der Starken. 5 Deine zwei Brüste sind wie zwei junge Rehzwillinge, die unter den Ro-sen weiden. 6 Bis der Tag kühl wird und die Schatten weichen, will ich zum Myrrhenberge gehen und zum Weihrauchhügel. 7 Du bist allerdinge schön, meine Freundin, und ist kein Flecken an dir. 8 Komm mit mir, meine Braut, vom Libanon, komm mit mir vom Libanon, tritt her von der Höhe Amana, von der Hö-he Senir und Hermon, von den Wohnungen der Lö-wen, von den Bergen der Leoparden! 9 Du hast mir das Herz genommen, meine Schwester, liebe Braut, mit deiner Augen einem und mit deiner Halsketten einer. 10 Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, liebe Braut! Deine Liebe ist lieblicher denn Wein, und der Geruch deiner Salben übertrifft alle Würze. 11 Deine Lippen, meine Braut, sind wie triefender Ho-nigseim; Honig und Milch ist unter deiner Zunge, und deiner Kleider Geruch ist wie der Geruch des Libanon. 12 Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Born. 13 Deine Gewächse sind wie ein Lustgarten von Granatäpfeln mit edlen Früchten, Zyperblumen mit Narden, 14 Narde und Safran, Kalmus und Zimt, mit allerlei Bäumen des Weih-rauchs, Myrrhen und Aloe mit allen besten Würzen. 15 Ein Gartenbrunnen bist du, ein Born lebendiger Wasser, die vom Libanon fließen. 16 Stehe auf, Nordwind, und komm, Südwind, und wehe durch meinen Garten, daß seine Würzen triefen! [17.] Mein Freund komme in seinen Garten und esse von seinen edlen Früchten. 1 Ich bin gekommen, meine Schwes-ter, liebe Braut, in meinen Garten. Ich habe meine Myrrhe samt meinen Würzen abgebrochen; ich habe meinen Seim samt meinem Honig gegessen; ich habe meinen Wein samt meiner Milch getrunken. Esset, meine Lieben, und trinket, meine Freunde, und wer-det trunken! 

Das 5. Kapitel – Hohelied
Die Freundin hört die Stimme des Freundes, klagt über die Trennung von ihm und rühmt seine Schöne
 2 Ich schlafe; aber mein Herz wacht. Da ist die Stimme meines Freundes, der anklopft: Tue mir auf, liebe Freundin, meine Schwester, meine Taube, mei-ne Fromme! denn mein Haupt ist voll Tau und meine Locken voll Nachttropfen. 3 Ich habe meinen Rock ausgezogen – wie soll ich ihn wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen – wie soll ich sie wieder besudeln? 4 Aber mein Freund steckte seine Hand durchs Riegelloch, und mein Innerstes erzitterte da-vor. 5 Da stand ich auf, daß ich meinem Freunde auftäte; meine Hände troffen von Myrrhe und meine Finger von fließender Myrrhe an dem Riegel am Schloß. 6 Und da ich meinem Freund aufgetan hatte, war er weg und hingegangen. Meine Seele war außer sich, als er redete. Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht; ich rief, aber er antwortete mir nicht. 7 Es fan-den mich die Hüter, die in der Stadt umgehen; die schlugen mich wund; die Hüter auf der Mauer nah-men mir meinen Schleier. 8 Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, findet ihr meinen Freund, so sagt ihm, daß ich vor Liebe krank liege. 9 Was ist dein Freund vor andern Freunden, o du schönste unter den Weibern? Was ist dein Freund vor andern Freunden, daß du uns so beschworen hast? 10 Mein Freund ist weiß und rot, auserkoren unter vielen Tausenden. 11 Sein Haupt ist das feinste Gold. Seine Locken sind kraus, schwarz wie ein Rabe. 12 Seine Augen sind wie Augen der Tauben an den Wasserbä-chen, mit Milch gewaschen und stehen in Fülle. 13 Seine Backen sind wie Würzgärtlein, da Balsamkräu-ter wachsen. Seine Lippen sind wie Rosen, die von fließender Myrrhe triefen. 14 Seine Hände sind wie goldene Ringe, voll Türkise. Sein Leib ist wie reines Elfenbein, mit Saphiren geschmückt. 15 Seine Beine sind wie Marmelsäulen, gegründet auf goldenen Fü-ßen. Seine Gestalt ist wie Libanon, auserwählt wie Zedern. 16 Seine Kehle ist süß, und er ist ganz lieb-lich. Ein solcher ist mein Freund; mein Freund ist ein solcher, ihr Töchter Jerusalems! 6 5,17 Wo ist denn dein Freund hin gegangen, o du schönste unter den Weibern? Wo hat sich dein Freund hin gewandt? So wollen wir mit dir ihn suchen. 1 Mein Freund ist hin-abgegangen in seinen Garten, zu den Würzgärtlein, daß er weide in den Gärten und Rosen breche. 2 Mein Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Rosen weidet. 

Das 6. Kapitel – Hohelied
Freude der Wiedervereinigung
 3 Du bist schön, meine Freundin, wie Thirza, lieblich wie Jerusalem, schrecklich wie Heerscharen. 4 Wende deine Augen von mir; denn sie verwirren mich. Deine Haare sind wie eine Herde Ziegen, die am Berge Gilead herab gelagert sind. 5 Deine Zähne sind wie eine Herde Schafe, die aus der Schwemme kommen, die allzumal Zwillinge haben, und es fehlt keiner unter ihnen. 6 Deine Wangen sind wie ein Ritz am Granatapfel zwischen deinen Zöpfen. 7 Sechzig sind der Königinnen und achtzig der Kebsweiber, und der Jungfrauen ist keine Zahl. 8 Aber eine ist meine Taube, meine Fromme, eine ist ihrer Mutter die Liebste und die Auserwählte ihrer Mutter. Da sie die Töchter sahen, priesen sie dieselbe selig; die Kö-niginnen und Kebsweiber lobten sie. 9 Wer ist, die hervorbricht wie die Morgenröte, schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne, schrecklich wie die Heerscharen? 10 Ich bin hinab in den Nußgarten gegangen, zu schauen die Sträuchlein am Bach, zu schauen, ob der Weinstock sproßte, ob die Granat-bäume blühten. 11 Ich wußte nicht, daß meine Seele mich gesetzt hatte zu den Wagen Ammi-Nadibs. 6,12 Kehre wieder, kehre wieder, o Sulamith! kehre wie-der, kehre wieder, daß wir dich schauen! Was sehet ihr an Sulamith? Den Reigen zu Mahanaim. 

Das 7. Kapitel - Hohelied
 Wechselgespräch des Freundes und der Freundin
1 Wie schön ist dein Gang in den Schuhen, du Fürstentochter! Deine Lenden stehen gleich aneinan-der wie zwei Spangen, die des Meisters Hand ge-macht hat. 2 Dein Schoß ist wie ein runder Becher, dem nimmer Getränk mangelt. Dein Leib ist wie ein Weizenhaufen, umsteckt mit Rosen. 3 Deine zwei Brüste sind wie zwei junge Rehzwillinge. 4 Dein Hals ist wie ein elfenbeinerner Turm. Deine Augen sind wie die Teiche zu Hesbon am Tor Bathrabbims. Dei-ne Nase ist wie der Turm auf dem Libanon, der gen Damaskus sieht. 5 Dein Haupt steht auf dir wie der Karmel. Das Haar auf deinem Haupt ist wie der Pur-pur des Königs, in Falten gebunden. 6 Wie schön und wie lieblich bist du, du Liebe voller Wonne! 7 Dein Wuchs ist hoch wie ein Palmbaum und deine Brüste gleich den Weintrauben. 8 Ich sprach: Ich muß auf den Palmbaum steigen und seine Zweige ergreifen. Laß deine Brüste sein wie Trauben am Weinstock und deiner Nase Duft wie Äpfel 9 und deinen Gaumen wie guter Wein, der meinem Freun-de glatt eingeht und der Schläfer Lippen reden macht. 10 Mein Freund ist mein, und nach mir steht sein Verlangen. 11 Komm, mein Freund, laß uns aufs Feld hinausgehen und auf den Dörfern bleiben, 12 daß wir früh aufstehen zu den Weinbergen, daß wir sehen, ob der Weinstock sprosse und seine Blüten aufgehen, ob die Granatbäume blühen; da will ich dir meine Liebe geben. 13 Die Lilien geben den Geruch, und über unsrer Tür sind allerlei edle Früchte. Mein Freund, ich habe dir beide, heurige und vorjährige, behalten. 

Das 8. Kapitel – Hohelied
Die Treue der für immer Vereinten
1 O, daß du mir gleich einem Bruder wärest, der meiner Mutter Brüste gesogen! Fände ich dich drau-ßen, so wollte ich dich küssen, und niemand dürfte mich höhnen! 2 Ich wollte dich führen und in meiner Mutter Haus bringen, da du mich lehren solltest; da wollte ich dich tränken mit gewürztem Wein und mit dem Most meiner Granatäpfel. 3 Seine Linke liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte herzt mich. 4 Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, daß ihr meine Liebe nicht aufweckt noch regt, bis es ihr selbst gefällt. 5 Wer ist die, die heraufsteigt von der Wüste und lehnt sich auf ihren Freund? Unter dem Apfelbaum weckte ich dich; da ist dein genesen deine Mutter, da ist dein genesen, die dich geboren hat. 6 Setze mich wie ein Siegel auf dein Herz und wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod, und ihr Eifer ist fest wie die Hölle. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn, 7 daß auch viele Wasser nicht mögen die Liebe auslöschen noch die Ströme sie ertränken. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so gölte es alles nichts. 8 Unsre Schwester ist klein und hat keine Brüste. Was sollen wir unsrer Schwester tun, wenn man nun um sie werben wird? 9 Ist sie eine Mauer, so wollen wir ein silbernes Bollwerk darauf bauen. Ist sie eine Tür, so wollen wir sie festigen mit Zedern-bohlen. 10 Ich bin eine Mauer, und meine Brüste sind wie Türme. Da bin ich geworden vor seinen Augen, als die Frieden findet. 11 Salomo hat einen Weinberg zu Baal-Hamon. Er gab den Weinberg den Hütern, daß ein jeglicher für seine Früchte brächte tausend Silberlinge. 12 Mein eigener Weinberg ist vor mir. Dir, Salomo, gebühren tausend, aber zweihun-dert den Hütern seiner Früchte. 13 Die du wohnest in den Gärten, laß mich deine Stimme hören; die Genossen merken darauf. 14 Flieh, mein Freund, und sei gleich einem Reh oder jungen Hirsche auf den Würzbergen!


Weihnachten 2023. Neujahr 2024

Frohe Weihnachtstage und ein gutes, gesundes und aktives neues Jahr 2024!

Manifest

Anni Kloß und Max Balladu wünschen sich für 2024 eine Partei, die nachfolgendem Text des Manifestes gerecht werden kann!

Dieses Manifest wird getragen von wirtschaftlicher Vernunft, sozialer Gerechtigkeit, Frieden auf der Erde und Freiheit für alle.

Wirtschaft:

Unser Ziel ist eine faire Leistungsgesellschaft mit echter Chancengleichheit und einem hohen Grad an sozialer Sicherheit.

  • Eine hochproduktive Wirtschaft
  • Gut ausgebautes Schienen- und Straßennetz; pünktliche Transporte für Menschen und Güter
  • Innovative, erfolgreiche Industrie sowie größere und kleinere Unternehmen
  • Angemessene gesundheitliche Betreuung für alle vom der Geburt an.
  • Bildung für alle auf höchstem Niveau in Schulen, Berufs- und Hochschulen und Universitäten
  • Klimaschutz rund um die Erde mit gleichen Aufgaben und Zielen für alle.
  • Gleichberechtigter Wettbewerb auf allen Märkten; starker Mittelstand, Steuern verhindern zu große Zusammenballung wirtschaftlicher Macht. Wo Monopole unvermeidlich sind, müssen sie zusätzlich kontrolliert werden. Grobe Verstöße können zur Enteignung führen.
  • Kompetenter effektiver Verwaltungsapparat ohne aufgebauschten Bürokratismus…
  • Seriöse Klimapolitik sinnvollen Klimaschutzmaßnahmen auf Basis öffentlicher Akzeptanz.

Soziale Gerechtigkeit

Gerechte Verteilung des Wohlstands führt zu Gleichgewicht zwischen arm und reich.

  • Leistungsgerechte, gut bezahlte, sichere Arbeitsplätze.
  • Gerechte soziale Sicherheit für alle schaffen und bewahren. Wohnungen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Arztpraxen und alle anderen wichtigen gesellschaftlichen Einrichtungen sind Gemeinwohl und werden vom Staat verantwortet. Eine Privatisierung wird ausgeschlossen
  • Gerechtes Steuersystem
  • Tarifverträge sind für alle die Grundlage. Es gilt Tarifbindung

Frieden

Friedliches Zusammenleben der Völker und die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen

Ziel, der Politik ist die Lösung oder zumindest die Entspannung von zwischen den Völkern vorkommenden Spannungen. Wo möglich einen Interessenausgleich herbeiführen und die internationale Zusammenarbeit ausbauen. Die Lösung von Konflikten mit militärischen Mitteln wird gemeinsam verhindert. Es gibt defensiv ausgerichtetes Verteidigungsbündnisse, alle Mitglieder bewegen sich auf Augenhöhe, Für alle gilt eine stabile Sicherheitsarchitektur.  

Freiheit

Unser Ziel ist eine Gesellschaft, in der das Gemeinwohl höher steht als egoistische Interessen und in der nicht Trickser und Spieler gewinnen, sondern diejenigen, die sich anstrengen und gute, ehrliche und solide Arbeit leisten

Diese Grundsätze gelten für eine freie Gesellschaft:

  • Demokratische Willensbildung
  • demokratische Mitbestimmung
  • Die persönliche Freiheit ist geschützt.

Versuche zur umfassenden Überwachung und Manipulation der Menschen durch Konzerne, Geheimdienste und Regierungen werden im Keim erstickt.

Anmerkung: Grundlage für dieses Manifest ist das gleichnamige Dokument des Bündnisses Sahra Wagenknecht – BSW

Ein Lob dem Alter

               von Anni Kloß*)

Das Leben ruht nicht unverzagt
Allein in des Todes Wirksamkeit.
Hoffnung und Liebe prophezeit,
Des Todes Kraft – vorerst – versagt.

Wir schwanken wie Matrosen,
Spazieren nackt, ohne Hosen
Fröhlich, frech – ohne Alkohol.
Am Wasser, mit Sonne, fühlen wir uns wohl.

Wir spielen auf den Saiten der Erde.

Es wird der Tod zum Lebensbringer.
Das ersehn ich sehr – für dich.
Wie du‘s genauso tust für mich.
Gemeinsam sind wir die Bezwinger.

So leben wir – Brust an Brust.
Das tun wir fürderhin mit voller Lust.
Schmerz im Alter? Kaum Verlust.
Mit Sex verjagen wir den Frust.

Wir spielen auf den Saiten der Erde.

Ihr Menschen, Alter ist nicht tödlich.
Wer will den Spaß uns verderben?
Wir sind aktiv im Nichtsterben.
Eine Trennung ist unmöglich.

Mit Lebensanfang beginnt das Sterben;
Wir sterben – quasi – im Nichtsterben.
Also werden wir uns umschlingen;
Sterbend einen Sieg erringen.

Wir spielen auf den Saiten der Erde.

Was kann uns das Leben sein?
Lachend, weinend, Schmerz und Pein.
Wie Fischlein aus den Fluten springen;
Manchmal mit dem Tode ringen.

Wir begreifen in Zeitlupe – dann und wann.
Erinnerungen verblassen, werden stumm.
Wir bemühen uns, wie der Einzelne es kann.
Das Leben von Alten ist niemals dumm.

Wir spielen auf den Saiten der Erde.

Körper schrumpelt, Haut wird zu groß.
Wir stolpern schon beim kleinsten Stoß.
Trüb die Augen, krumm der Rücken.
Wir genießen das Leben, verbannen die Tücken.

Tau am Morgen, Schönheit von Pferden.
Wir lachen über unsere Beschwerden.
Genießen jeden einzelnen Tag,
Denken kaum an Tod oder Sarg.

Wir spielen auf den Saiten der Erde.

Wir schwanken wie Matrosen,
Spazieren nackt, ohne Hosen
Fröhlich, frech, ohne Alkohol.
Am Wasser, mit Sonne, fühlen wir uns wohl.

Tut es Not, von dir zu scheiden;
Komm, du Unvermeidlicher, gleich zu beiden.
Komm schnell uns zu entfärben,
Wir sterben zusammen wie im Nichtsterben.

Wir spielten auf den Saiten der Erde.

*) Anni Kloß erhielt ein bisschen Hilfe von: Johannes vom Kreuz und Teresa von Avila. ‚An die ewige Schönheit‘, in Sämtliche Gedichte (Schätze der christlichen Literatur) (German Edition) (S.41). Books on Demand. Kindle-Version.

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Fortsetzung Videolesung Buch 10 2. Band zu ‚Tote brauchen keinen Himmel‘

Videos zur Lesung ‚Tote brauchen keinen Himmel‘

Feb19

H. F. Moritz und Max Balladu

lesen aus dem 2. Band des Romans von Max Balladu:

‚Tote brauchen keinen Himmel‘

Diese Videos finden Sie über den Link: https://www.youtube.com/watch?v=r_v5RW8OONQ

und https://www.youtube.com/watch?v=7-Jxm3DsanI

Weitere Videos über Bücher von Max Balladu finden Sie auf YouTube über den Link: https://www.youtube.com/results?search_query=max+balladu

2 Videos zur Lesung ‚Tote brauchen keinen Himmel‘

H. F. Moritz und Max Balladu lesen aus dem 1. Band des Romans von Max Balladu:

‚Tote brauchen keinen Himmel‘

Diese Videos finden Sie über den Link: https://www.youtube.com/watch?v=tFhko7TJh00 sowie https://www.youtube.com/watch?v=gBRinPH2_vE

Weitere Videos über Bücher von Max Balladu finden Sie auf YouTube über den Link: https://www.youtube.com/results?search_query=max+balladu

E-Book ‚Tote brauchen keinen Himmel‘ verfügbar.

Der zweibändige Roman von Balladu ‚Tote brauchen keinen Himmel‘, ist ab sofort als E-Book verfügbar. Bis zum 4. Februar in einer Sonderaktion preiswert zu erwerben:

Band 1 für 4,99 €

Band 2 für 4,49 €

Buch 10-Leseprobe zu Band 1

Leseprobe zu Band 2 siehe Menüpunkt https://www.mensch0815.de/buecher-6-10/buch-10/leseprobe-b10-band-2/

15 – Zu alt für Sex?

Halle, Sonnabend 28. Januar 2017, 18 Uhr, Krug Zum Grünen Kranze

Die zwei Cremers, Mutter Susanne und Tochter Swenja sowie ihr Gastgeber Finley McAskill waren gerade fertig mit ihrem opulenten Menu:

‚Vorspeise für alle drei: Carpaccio vom Rinderfilet mit Basilikum-Pesto, Pinienkernen und einem Bergkäse,

den Hauptgerichten

für Susanne: Hirschroulade mit Meerrettich und Roter Bete in Zwiebelrahm dazu Speckrosenkohl und Kräuterkartoffeln,

für Finne: Knuspriger Gänsebraten mit Preiselbeer- Sauce, Apfelrotkohl und Kartoffelklöße dazu Marzipanbratapfel

und für Swenja: Wildschweinrücken mit Holunder- Portweinjus, Lorbeer- Birnen und Selleriepüree.

Nachspeise ebenfalls für alle drei: Orangen- Schokoladenmousse, Kumquat-Kompott, Zimtblüteneis und Spekulatius.‘

Der Tisch war bereits abgeräumt, als Svenjas Handy brummte. Die junge Frau griff in ihre Handtasche, legte das Teil auf den Tisch, erkannte den Anrufer, „da muss ich rangehen, entschuldigt mich kurz,“ und sie hielt das Handy ans Ohr, „ja Lew?“ Sie lauschte einen Moment, „warte mal einen Augenblick,“ wandte sich ihrer Mutter zu, „Lewan ist vorzeitig aus Tiflis zurück. Ich würde gern …“ sie brach ab und sah fragend zu ihrer Mutter.

Svenja saß nur hier zusammen mit ihrer Mutter, weil der Schotte McAskill sie beide zusammen im Goldenen Hahn in Merseburg kennengelernt und er sie danach zusammen für dieses Essen eingeladen hatte. Die drei saßen an einem Vierertisch im Krug Zum grünen Kranze, der unmittelbar an der Saale lag, direkt gegenüber der Burgruine Giebichenstein.

„Das erfährst du erst jetzt, dass dein Musikus kommt?“ Die Mutter sah ihre Tochter verständnislos an. Natürlich kannte sie den mittelgroßen 35-jährigen, gutaussehenden, sympathischen Georgier Lewan Taktakischwili mit fast glatten, schwarzen Haaren, der an der bereits seit 1964 existierenden ‚Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin‘, Komposition studiert hatte. Ihre als Bibliothekarin ausgebildete Tochter, hatte den jungen Mann vor zwei Jahren bei einer Benefizveranstaltung im ‚Händelhaus‘ in Halle kennengelernt. Susanne besann sich, dachte kurz nach, warf einen Blick auf Finne, der still lächelnd zwischen den beiden Frauen saß und scheinbar ruhig und gelassen abwartete, was jetzt weiter passieren würde.

Die Frage ignorierend sagte Swenja einfach, „Lew holt mich hier ab.“

‚Das hat das kleine Luder geplant,‘ schoss es Susn durch den Kopf, ‚hält die mich denn inzwischen für so alt oder prüde, dass sie glaubt mich unbedingt verkuppeln zu müssen? Laut bemerkte sie etwas zu   gelassen, „wann sehe ich dich und deinen Komponisten?“

„Wir wollten euch beide,“ sie sah von ihrer Mutter zu McAskill und wieder zurück, „eigentlich ins Sonntagskonzert nächste Woche einladen,“ noch einmal sah sie hin und her, „wenn ihr Lust dazu habt. Die Staatskapelle Halle spielt Stücke von Aram Chatschaturjan, Prokofiev und Max Bruch,“ sie sah lächelnd zum Schotten, „ich glaube sogar die Schottische Fantasie.“

McAskill wollte mit leichtem Schmunzeln etwas erwidern, aber Mutter Cremer war schneller, „Lew soll dich holen,“ sie zeigte aufs Handy, „und er soll sich Zeit lassen …“

„Wir nehmen die Einladung sehr gern an,“ fügte der Schotte hinzu.

Nur fünf Minuten später betrat ein lässig gekleideter schwarzhaariger Mann mit leicht gebräunter Gesichtsfarbe das Lokal. Swenja sah sofort zur Tür, blieb aber ruhig sitzen.

Die Mutter war ihrem Blick gefolgt, und wusste nun definitiv, dass ihre Vermutung zutraf, ihre Tochter versuchte, ihr eine sturmfreie Wohnung zu verschaffen. Zuerst wollte sie eine spitze Bemerkung machen, doch das ließ sie schnell bleiben, weil einerseits in ihr eine noch unbestimmte frohe Erwartung aufstieg und sie andererseits in Finnes Augen einen schimmernden Glanz wahrnahm. Außerdem, das war wohl das Ausschlaggebende, wollte sie sich keine Blöße geben.

Inzwischen war Swenjas Freund an ihrem Tisch angekommen. „Hallo Susanne,“ er reichte der Frau seine Hand, wandte sich dem inzwischen aufgestandenen Schotten zu, „pleased to meet you Sir.“

„Likewise, und ich schlage das deutsche du vor,“ er wartete, bis der andere nickte, bevor er fortfuhr, „dein Vorname ist Lewan und ich vermute – du bist Armenier?“

„So wie sie … du … Engländer.“

„Also Russe denke ich eher weniger … ah … Georgier?“

„Right! Und ich weiß natürlich, dass du Schotte bist.“

„Ich bin Finne,“ erwiderte McAskill todernst.

„Ich dachte du bist Schot …“ er brach ab, weil er das breite Grinsen des Mannes sah, „ah, bin ich doch reingefallen, Revanche sozusagen?“

„Die beiden Männer,“ die Mutter nickte ihrer Tochter zu, „verstehen sich ja prachtvoll.“

„Wollen wir sie allein lassen?“ schlug Swenja vor und stand auf.

„‘Der glückliche Mann verliert seine Frau, der unglückliche sein Pferd.‘“

Die beiden Frauen sahen erstaunt zu dem jungen Mann auf.

„Altes georgisches Sprichwort,“ ergänzte er schnell, um die im Raum stehende Aussage, die ihn wohl im Nachhinein ebenfalls erschreckte, etwas zu entschärfen.

„Nichts im Leben begehrt – Mann – mehr,“ McAskill löschte mit seinen Worten den leisen Missklang, den Lews Spruch ausgelöst hatte, „als das, was ihn einerseits abrupt wegstößt, ihn ärgert, quält und wütend macht, und das ihn andererseits magisch anzieht, wie die Liebe zu einer Frau.“

„Wow!“ staunte Swenja, „von wem ist das Zitat?“

„Von einem – unbekannten alten Mann?“ antwortete der Schotte zurückhaltend.

Susanne sah nachdenklich zu Finne, schwenkte ihren Blick über Lew zu ihrer Tochter. „‘Es gibt ein Alter, in dem eine Frau schön sein muss, um geliebt zu werden. Und dann kommt das Alter, in dem sie geliebt werden muß, um schön zu sein‘, zitiert eine alte dumme Frau eine junge kluge.“

„Das klingt interessant. Komm Swenja,“ Lew hielt ihr seine Hand entgegen, „lass uns über den ersten Teil des Zitats allein diskutieren.“

„Richtig Lew, damit die zwei,“ sie nickte zu ihrer Mutter und Finne, „in Ruhe über den zweiten Teil nachdenken können.“ Die junge Frau ergriff, die ihr dargebotene Hand, und die zwei verschwanden mit einem kurzen Gruß stolzen Schrittes aus der Gaststätte.

„Ich finde beide Teile deines Zitats interessant, denn du bist auf keinen Fall alt…“

„… aber auch nicht mehr jung,“ unterbrach die Cremer. Beide setzen sich wieder an den Tisch.

„… außerdem denke ich,“ fuhr der Schotte nahtlos fort, „dass der zweite Teil wohl für alle Frauen gilt, auch wenn sich der Inhalt, der reale Ausdruck der Liebe verändert.“

„Das sehe ich ähnlich, Finne. Liebe, gerade in ihrer praktischen Form, stimuliert sowohl die Frau jeden Alters als auch den Mann. Sie lässt sie schöner erscheinen, macht ihn entschlossener und sorgt wohl bei beiden für höhere Aktivität.“

„Du bist eine kluge Frau Susanne,“ McAskill hob einen Widerspruch abwehrend eine Hand, „wenn ein Paar immer offen über die wichtigen Dinge redet, ohne tabu redet, dann hält sie das bis zum Tod in Schwung.“ Der Ton am Ende des Satzes ließ ein kleines Fragezeichen hören.

‚Meinst du damit auch Sex?‘ beinahe wäre ihr diese Frage herausgerutscht. ‚Hoffentlich meint er damit auch Sex,‘ hoffte die Cremer, ‚denn darauf habe ich in deiner Nähe mehr und mehr Lust,‘ dachte sie, aber das konnte sie so noch nicht aussprechen. Susn hob ihr volles Bierglas, das der Ober gerade abgestellt hatte, „auf den Sex …,“ die Cremer traf fast der Schlag, ‚hatte sie das etwa laut gesagt? Oh Gott!‘ „Entschuldige Finne.“ Beinahe wäre sie auch noch rot im Gesicht geworden.

„Wieso entschuldige? Susanne,“ der Mann lächelte sie an, „im Gegenteil, ich freue mich. Genau das ist doch auch damit gemeint, der Sex gehört zur Liebe, zum Leben dazu und ich denke seine Wichtigkeit nimmt im Alter keineswegs ab. Es verändern sich nur die Formen, die Art und Weise des Tuns von Sex.“

Die Cremer, immer noch auf- und angeregt, hätte beinahe das Glas auf Ex leergetrunken, fing sich aber schnell wieder, obwohl sie immer noch voller Ärger über sich selbst war, dass ihr dieser Satz unbewusst, ungewollt entschlüpft war. Sie setzte das fast leere Glas auf dem Tisch ab. ‚An sich war es wirklich nicht so schlimm, denn offensichtlich wollten sie ja beide Sex?‘

McAskill bemerkte natürlich die Erregung der Frau, war sich aber nicht sicher, was das für den weiteren Verlauf des Abends bedeutete. ‚Ärgert sie sich und macht dicht?‘ Er trank ein paar Schlucke, damit der Unterschied zu ihrem nicht ganz so deutlich ausfiel, denn sein Glas war noch fast voll. Als er es auf den Tisch stellte, war es so leer, wie das ihre. ‚Wie kann ich die Situation auflockern?‘ grübelte er, aber es fiel ihm nichts ein. ‚Vielleicht war ihre Erregung aber auch verbunden mit Lust auf Sex?‘ Plötzlich fiel ihm sein Besuch der Sitte-Galerie am Dom wieder ein, der höchstens erst einen Monat zurücklag. „Susanne, kennst du eigentlich den halleschen Maler Willi Sitte?“

‚Du bist tatsächlich klug Finne,‘ dachte die Frau, denn natürlich kannte sie den Maler Willi Sitte schon aus DDR-Zeiten und dessen erotische Bilder, in denen er fast alle sexuellen Positionen zwischen Mann und Frau dargestellt hat.

„Nein, sollte ich?“ fragte sie scheinheilig, „interessiert dich Malerei?“

„Ich interessiere mich für Literatur, Musik und Kunst und Malerei gehört auch dazu. In Merseburg gibt es die Willi-Sitte-Galerie und die habe ich mir angesehen.“ Er sah Susanne in die Augen, „die Bilder passen zu unserem Gespräch.“

„Inwiefern, Finne?“ Die Cremer sah den Mann mit großen Augen an.

„Aber davon ganz abgesehen. Ich bin dahin gegangen, weil ich empört war, wie Medien und Politiker in Halle und Umgebung mit dieser Künstler-Persönlichkeit umgehen. Sitte desertierte 1944 in Italien von der Wehrmacht und schloss sich italienischen Partisanen an. Das hat mir mächtig imponiert.“

„Und ich weiß, dass er an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle als Professor gearbeitet hat.“

McAskill sah die Frau erstaunt an, ‚hat sie also doch schon mal von Sitte gehört,‘ fuhr dann aber fort seine Gedanken weiter darzulegen, „ja und ich habe gelesen, dass er damals ein Vertreter der aufmüpfigen, eigenwilligen Kunstszene in Halle war, die Unabhängigkeit von Kulturfunktionären forderte.“

Die Frau legte Wärme in ihre Stimme. „Interessant, dass du, als Schotte, der die DDR gar nicht gekannt hat, das sagst.“

„Ich weiß aber auch, dass er sich nicht nur mit der DDR identifiziert, sondern sogar zum Partei Zentralkomitee gehört hat. Dennoch rechtfertigt das nicht die ideologische Vehemenz, mit der gegen Ausstellungen von Sitte und anderen DDR-Künstlern gewettert wird. Eine Schlagzeile in der Bild lautete: ‚Schließung von DDR-Gemäldeausstellungen gefordert!‘ Natürlich berufen sich die Redakteure auf offizielle Stellen, wie zum Beispiel die Dokumentationsstelle des Landes zur Geschichte der Diktaturen in Deutschland. Die Beamten dort sind aggressiv, aber immer nur in eine Richtung. Mit einer derart durchgängigen Ablehnung jeglicher DDR-Kunst, macht sich diese Zeitung zum Sprachrohr reaktionärer politischer Kräfte und spielt damit in die Hände rechtslastiger Parteien und Organisationen.“

„Entschuldige Finne, aber was hat das alles mit Sex zu tun?“

Den Mann durchfuhr eine warme Welle der Zuneigung. Die Frau war phänomenal. Er hatte, während er sprach, das Gesicht seiner Gesprächspartnerin aufmerksam studiert und darin Zustimmung zu seinen Worten gelesen. Die Frau war offensichtlich keine Schwätzerin, aber diese Frage…

„Ja weißt du, Susanne,“ der Mann sah die Frau an und fuhr lächelnd fort, „das Beste wäre doch, wir besuchen zusammen diese Galerie?“

„Gute Idee Finne. – Wann?“

„Soviel ich weiß, ist die Galerie sonntags von 13 bis 17 Uhr geöffnet, okay?“

„Abgemacht!“ Sie warf McAskill einen verschmitzten Blick zu, „dann können wir ja morgen zusammen nach Merseburg fahren?“

„Ich kann im Zimmer deiner Tochter schlafen?“ Das Lächeln im Gesicht des Mannes ersparte ihr eine Antwort.

„Prost!“ sagte sie, „auf Willi Sitte, seine Gemälde und auf unseren Besuch morgen.“

„Auf uns beide, prost.“

Sonntag, 29.1. 14 Uhr, Merseburg, Willi-Sitte-Galerie

„Das,“ McAskill nickte in Richtung der Zinkografie ‚Zu Hochzeitscherz von J. Ch. Günther‘, „die Sitte als Vorlage gedient hatte, „ist bei uns gestern Nacht – nicht vorgekommen.“

„Dafür aber fast alles andere,“ Susanne schwenkte lächelnd ihren rechten Arm in Richtung der bereits hinter ihnen liegenden Zeichnungen, Radierungen und Gemälde, „was wir auf den bisherigen Bildern gesehen haben.“ Sie seufzte, „oh Gott, war das schön,“ flüsterte sie leise.

Sie gingen Hand in Hand weiter, landeten in einem Büro der Geschäftsführerin deren Tür offenstand, weil sie glaubten, dort könne es weitergehen, machten kehrt, gingen durch den Saal mit, an orientalische Märchen erinnernden Gemälden des usbekischen Malers Bahadir Yuldashev und mussten mit Bedauern feststellen, dass sie bereits alle, zurzeit hier ausgestellten Bilder von Willi Sitte, angesehen hatten.

„Die Ausstellung Anfang der achtziger Jahre war viel umfangreicher. Außerdem …“ Susanne stockte, weil ihr bewusst wurde, dass sie sich gerade lügenstrafte, denn sie hatte ja behauptet, dass sie Sitte gar nicht kennen würde. Sie drehte ihren Kopf zu Finne, aber der sah weiter auf eine schwarz-weiße Radierung, auf der ein muskulöser nackter Mann mit erigiertem Glied, vor einer ebenso nackten Frau posierte, die mit leicht gespreizten Schenkeln, hinten auf einem Planwagen hockte.

„… entschuldige Finne. . .“

Der hob nur abwehrend seine freie Hand.

„. . . natürlich kenne ich Willi Sitte,“ fuhr sie fort, „er ist für viele Ex-DDR-Bürger, nicht nur in Halle, eine wichtige Identifikationsfigur, vergleichbar mit den Autoren Stefan Heym, Peter Hacks oder Christoph Hein. Diese Künstler strahlen auch heute noch, zumindest in ihren Büchern, Aufrichtigkeit über das Leben in der DDR aus. Während viele andere versuchen, zum Beispiel durch überzogene und sich summierende Darstellungen, die Missstände in der DDR darzustellen, um damit Menschen, die sich zu diesem Staat bekennen, glauben schlecht machen zu können. Die Krönung ist, wenn sie ihnen auch noch Stasizugehörigkeit andichten können, ganz so als ob die westlichen Nachrichtendienste, die ausschließlich Guten seien, also quasi völlig harmlose Geheimdienste in der Welt wären. Ziel ist es, kein gutes Haar an dem untergegangenen Staat DDR zu lassen. Denn damit verbindet sich für den Kapitalismus der einzig erstzunehmende Gegner, der Krieg und Ausbeutung in diesem System an den Kragen will.“

„Genauso werden heute wohl auch die Orden und Preise verteilt,“ ergänzte McAskill, „wie zum Beispiel der ostdeutsche Uwe Tellkamp mit ‚Der Turm‘.“

„Dazu gehört auch Lutz Seiler mit ‚Kruso‘,“ setzte die Cremer die Aufzählung fort mit dem wohligen Gefühl, dass der Mann sie auch diesbezüglich verstand, hatte er doch mit seinen Kenntnissen zum Ausdruck gebracht, dass er sich nicht nur mit der DDR-Literatur, sondern auch dem Leben in diesem untergegangenen Land beschäftigt haben musste.

„Obwohl,“ Finne berührte Susn am Arm, um sich ihrer Aufmerksamkeit zu versichern „der Seiler schreibt in einem ausgezeichneten Deutsch.“

„Da fällt mit gleich noch Eugen Ruge ein,“ fuhr wieder die Cremer fort, „dessen Vater Deutscher, die Mutter Russin war, mit dem Roman ‚In Zeiten abnehmenden Lichts‘. Mit diesem Buch konnte ich mich sogar anfreunden. Aber echt schlimm, weil verzerrend, sind die Filme, richtige Gruselmärchen über die DDR, zum Beispiel vom Rheinländer Donnersmarck. Kein Wunder, dass gerade der von der reaktionären Filmpreisverleihung in den USA einen Oskar bekam.“

Susanne folgte dem Blick des Mannes, wandte sich ihm liebevoll flüsternd zu, „dein steifer Penis war gestern viel deutlicher, größer, schöner als der da,“ sie nickte in Richtung Grafik, „und er fühlte sich wunderbar an in meinen Händen, meinem Mund, meinem Körper…“

„Wir haben wohl wirklich alles gemacht, was ich bisher kenne, was man sexuell machen kann. Meine Zunge zwischen deinen – vier – Schamlippen . . . zum ersten Mal habe ich gesehen, dass die Vagina der Frau tatsächlich vier besitzt.“

„Ich muss dir gestehen, dass ich erst jetzt weiß, was ein Blowjob ist. Das Wort kannte ich nur aus einem Buch. Ich hätte nie gedacht, dass man damit einen Samenerguss erzielen kann.“

„Dafür hast du’s aber richtig professionell . . . Au!“ Finne stöhnte auf, weil die Frau ihm in die Rippen geknufft hatte, „. . . wundervoll, hochbefriedigend gemacht.“

„Soll ich heute nochmal . . .?“ Sie legte kurz ihre Hand an die bestimmte Stelle, denn sie waren in diesem Raum allein.

„Hast du nicht morgen Frühschicht?“

„Wie unromantisch.“ Susanne öffnete den Reißverschluss von Finnes Hose. „Dann muss ich eben gleich hier. . .“ und sie griff mit der Hand in die Öffnung.

Der Mann fasste schnell die Hand der Frau, doch die hatte das Objekt der Lust bereits gepackt, „du bist verrückt,“ stöhnte er, weil der feste Griff der Frau ihn so reizte, ja regelrecht geil machte, dass er sich nicht mehr dagegen wehrte, dass sie das bereits erigierte Glied aus dem Hosenschlitz zog. Eine Sekunde später betrat ein etwas jüngeres Paar den Ausstellungsraum. Finne wollte seine Blöße schnell verschwinden lassen, aber Susanne ließ das nicht zu. Sie zog den Mann an sich, so dass nichts Nacktes mehr zu sehen war, zeigte in Richtung einer Staffelei, auf der ein unvollendetes Bild von Sitte zu sehen war. Daneben stand ein überdimensional großes farbiges Gemälde, auf dem zwei nackte dralle Frauen zu sehen waren. „Brüste und stramme Schenkel hat der Maler offensichtlich sehr gemocht.“ Sie drehte kurz ihren Kopf zu dem Pärchen hinter ihnen, die vor einem anderen Gemälde standen, leise miteinander flüsterten und offensichtlich mit sich selbst zu tun hatten. Nur die junge Frau warf kurz einen lächelnden Blick zu Susanne und Finne.

„Kannst du erkennen, was das Bild auf der Staffelei werden sollte, Finne?“ Susanne wartete keine Antwort ab und schob während des Sprechens das Glied langsam zurück in die Hose.

Finne zog sofort, aber langsam und geräuschlos, den Reißverschluss zu. „Sag mal, wie alt sind wir doch gleich?“

„Wenn ich von meinem Befinden ausgehe, nicht über Dreißig.“ Susanne sah ihn mit leuchtenden Augen an.

„Muss wohl so sein,“ McAskill schüttelte seinen Kopf, „bisher glaubte ich in drei Jahren Sechzig zu werden.“

Die Frau hakte sich in den Arm des Mannes ein, „komm, lass uns gehen, Finne, ich bin scharf wie. . .“

„Zu dir oder zu mir?“

„Wie komme ich von hier dann zur Arbeit?“ Sie sah ihn fragend an, „mit der Straßenbahn?“

„Quatsch!“ Sie kicherte albern, „ich nehme dich natürlich mit.“

„Um fünf Uhr?“

„Na, viertel nach Fünf reicht auch, Okay?“

„Wenn wir wieder die Nacht durchmachen, dann reicht auch fünf Uhr dreißig, denn dann schwebe ich morgen auf Wolken zur Arbeit.“

„Ob das gut geht?“

„Glaubst du etwa ich kann nicht mehr zwei Nächte durchmachen?“ Sie sah den Mann – gespielt – empört an. „Schon vergessen? Dreißig und nicht fünfundfünfzig. – Oder. . .“

„Was, oder?“

„. . . oder kannst du nicht,“ sagte sie fast flüsternd, denn auf keinen Fall wollte sie den, ihr inzwischen so nahestehenden Mann, vor den Kopf stoßen. Doch wenn sie an die letzte Nacht dachte, schämte sie sich sofort. „Entschuldige, Finne, ich weiß . . .“

„. . . bei einer Sexy-Frau, wie du es bist,“ unterbrach der Mann lachend, „spielt doch das Alter des Mannes keine Rolle. Da klappt es sogar immer öfter.“

„Das stimmt,“ stellte sie entwaffnend fest, „ich bin viermal gekommen. So viel Spaß beim Sex hatte ich noch nie.“

„Das beruht auf Gegenseitigkeit, denn mir hat es genauso viel Spaß gemacht.“

„Wie schön,“ konstatierte die Cremer.

„Vielleicht schon zu schön?“

„Und wenn? – Jetzt ist es so! Jetzt genießen wir das, was ist. Jetzt ist unwichtig, was morgen sein könnte.“

Beide versanken in Gedanken an die letzte Nacht.

„Ich habe eine Idee, Finn.“

„Wir sehen uns noch einmal die erotischen Bilder an?“

„Nicht einfach so. Wir versuchen herauszufinden, wie viel Stellungen im Liebesverkehr zwischen Mann und Frau, Sitte hier skizziert hat.“

„Wunderbar. Ideen muss man haben.“

Hand in Hand zogen die beiden erneut, dieses Mal  sehr zielstrebig durch die Galerie.

Sie amüsierten sich köstlich. Dann fuhren sie voller Vorfreude zu McAskills Wohnung.

Textaufgabe

Auszug aus Balladus neuem Roman ‚Tote brauchen keinen Himmel‘ (geplante Veröffentlichung Dezember 2022)

Mathestunde 2, Mittwoch, 28. September 2016

Frau Tusch schaltete den Beamer ein, dann befestigte sie mit einer Reißzwecke ein A4-Foto am oberen Tafelrand. Auf beiden Bildern sah man den Teil einer Destillation mit mehreren Kolonnen.

„Ihr erinnert Euch?“

Das große Bild vom Beamer an der Wand war für alle Schüler-innen gut zu sehen.

„Drei Kolonnen habe ich mit den Zahlen 1 bis 3 gekennzeichnet.“ Die Lehrerin schwieg einen Moment, um ihre Schüler zu beobachten. Deren Reaktionen schwankten zwischen mäßigem Interesse und Gleichgültigkeit. Sie wies erneut auf das Bild. „Die größte Kolonne, Nummer 1, hat eine uns unbekannte Höhe, sagen wir kurz h1, aber wir wissen, dass die Entfernung von unserem Standort bis zum Fuß dieser Kolonne 1, das wäre dann a1, derselbe ist wie zum mit Nummer 2, also a2, gekennzeichneten Apparat, dessen Höhe h2 43 Meter beträgt. Kolonne Nummer 3 ist zwanzig Meter kleiner als die Größte und von unserem Standort, 27 Meter entfernt. Das wäre dann a3. Wir besitzen ein Längenmessgerät und messen die Entfernung von uns bis zum jeweils höchsten Punkt der Kolonnen 1 gleich d1 und 2 gleich d2, mit 60 bzw. 54 Metern. Leider ist bei der 3. Messung der Akku leer.

Die Fragen lauten:

  1. Wie hoch ist die größte Kolonne 1?
  2. Wie groß ist der Abstand von uns bis zu Kolonne 1?
  3. Wie groß ist die Entfernung von unserem Standpunkt bis zur Spitze der Kolonne 3?“

Die Tusch wandte sich den drei Schülern an der Tafel zu. „Das Foto habe ich für Euch drei hier befestigt,“ sie zeigte mit der rechten Hand auf das Bild, „damit ihr es ein wenig leichter habt beim Überlegen.“ Sie trat zwei Schritte weiter von der Tafel weg, „Lukas, du rechnest auf der linken Seite der Tafel Aufgabe 2, Nina du in der Mitte Aufgabe 3 und Kevin Aufgabe 1 auf der rechten Seite. Alles verstanden?“

„Wieviel Zeit haben wir?“ fragte Nina.

„Betrachtet das als kleinen Wettkampf. Es geht um Gold, Silber und Bronze. Wenn der Silberplatz vergeben ist, hat Bronze noch 1 Minute.“

Sie wartete einige Sekunden, dann fügte sie hinzu, „ach ja, wer nicht fertig wird, erhält eine 6!“

Das löste wieder ein leichtes Murren der Mehrheit der Schüler aus.

„Sollen wir das Zahlenergebnis im Kopf ausrechnen?“ fragte Lukas etwas verwundert.

„Zahlenrechung natürlich mit eurem Rechner. Aber es genügt die Angabe von ganzen Zahlen, denkt daran, was der Ingenieur in der VC-Fabrik gesagt hat, über den Daumen gepeilt genügt, also plus-minus ein Meter, bitte.“

Sie hatte direkt zur Klasse gesprochen, drehte sich nun wieder den Drei an der Tafel zu. „Gebt Euch Mühe und los geht’s!“

Felix meldete sich. Er schnippte mit den Fingern der rechten Hand, damit sich die Lehrerin zu ihm umdrehte. „Frau Tusch, können sie sich noch an die Namen der Kolonnen erinnern?“

In dem Moment, als sich die Frau umdrehte, schrieb Nina an die Tafel:

????

Die Nitz löschte das Geschriebene, nachdem Aldo fertig war, sofort wieder aus. Was Nina nicht bemerkte, war, dass Kevin alles, auch lukas?, abgeschrieben hatte. Felix sprach plötzlich lauter mit der Tusch, Nina stutze, sah zu Kevin, schüttelte den Kopf und machte Kevin durch Zischeln auf seinen Fehler aufmerksam. Eilig wischte er das Wort weg.

Lukas sah schon auf sein Smartphone, dann schrieb er hinter die Gleichung:

???

Auf Ninas Tafelseite stand:

???

Dann sah sie zu Lukas, rechnete und schrieb ihr Ergebnis an die Tafel D3 = ?? m.

Währenddessen versuchte die Tusch Felix Frage zu beantworten. „Ja, – das heißt nein, – welches diese Kolonnen sind weiß ich nicht genau. Ich habe mir nur gemerkt, dass es Destillationskolonnen aus dem Prozess der…“

„Frau Tusch,“ unterbrach Kevin die Lehrerin, „mir fehlt der Wert von Lukas noch.“

Die Frau drehte sich um, sah erstaunt die Formel bei Kevin, die Ergebnisse bei den beiden anderen und sagte ungewollt derb, „na dann guck doch hin!“

Das tat Kevin schnell, holte sein Handy heraus, öffnete die App und – überlegte.

Felix meldete sich schnell zu Wort. „Ich weiß genau, dass die größte die VC-Kolonne ist.“

Die Lehrerin drehte sich nur kurz um zu Normu, aber das genügte, dass Nina schnell ?? schrieb und sofort weglöschte.

Als sich die Tusch umdrehte, schrieb Kevin hinter das Gleichheitszeichen seiner Rechnung ?? m und wandte sich der Lehrerin zu.

„Na gut. – Lukas Gold, Nina Silber, Kevin noch Bronze.“

Sie hatte kaum zu ende gesprochen, als es auch schon zur Pause klingelte.

Auf dem Schulhof wartete Kevin auf Nina, die zusammen mit Felix aus dem Schulgebäude kam. Er ging langsam auf sie zu, blieb vor ihr stehen und sah auf die kleine, zierliche Person herunter. „Ich kenn‘ dich überhaupt nicht und du hilfst mir? – Warum?“

„Die Tusch hat mich bei meiner Anmeldung hier am Gymnasium im September so …“ sie stockte, „…so sächlich behandelt, als wäre ich ein unnötiger Gegenstand, den ein anderer ihr aufschwatzen wollte. Wohlgemerkt, obwohl ich die Aufnahmeprüfung bestanden hatte.“

„Dann hast du mir nur geholfen, weil du die Tusch ärgern wolltest?“ Kevin sah Nina zweifelnd an.

„Na, was dachtest du denn?“ Das Mädchen grinste, „so ein toller Kerl bist du nun auch wieder nicht.“

„Ach so,“ Kevin schüttelte etwas enttäuscht den Kopf, „aber trotzdem danke.“

„Kevin, wir kennen uns ja schon länger“ mischte Felix sich in das Thema ein, „eigentlich müsstest du wissen, wie ich ticke. – Na egal. – Und obwohl mir deine Auffassungen nicht gefallen, vor allem, weil du immer weiter nach rechts rutschst. Aber, wenn ich sehe, dass ein Mensch ungerecht behandelt wird, dann versuche ich dem zu helfen. – Und mit ihr,“ er tippte kurz mit einer Hand auf Ninas Schultern, „kann man Pferde stehlen.“

„Bin kein Nazi,“ stieß Kevin ärgerlich hervor, fügte dann aber wieder ruhig hinzu, „kennst du … die … etwa schon länger?“

„Erstens, Kevin, ist Nina schon fast einen Monat in unserer Klasse und zweitens ja, wir sind befreundet, weil wir ähnlich ticken.“

„Wenn jemand ungerecht behandelt wird,“ fuhr Nina fort, „oder in Not geraten ist, dann helfen wir, Kevin,“ und lächelnd fügte sie noch hinzu, „das ist, wenn du so willst, eben unser Spleen.“

Wortlos drehte sich Kevin um und ging davon. Nina und Felix sahen ihm, jeder mit anderen Gedanken beschäftigt, hinterher.

Wer löst diese Aufgabe?

Die Lösung gibt es nächsten Sonntag, 13.11.2022