V-Destillation

  1. V-Destillation (s. Bild 10)

Dieses Destialltionssystem ist für beide Stränge 1 und 2 fast identisch.

Die HCl-Kolonne ist die erste nach der Spaltung. Es sind also noch 3 Komponenten vorhanden: nicht umgesetztes C, produziertes V und das Nebenprodukt HCl. Bei 12 bar und  -24 °C wird HCl am Kopf abgetrennt und V sowie C bleiben bei ca. 100 °C im Sumpf der Kolonne. Die HCl-Kolonne ist etwa sechsunddreißig Meter hoch, fasst ein Volumen von achtzig Kubikmetern und ist mit fünfundvierzig Ventilböden bestückt. Im Sumpf der Kolonne befinden sich fünf Kubikmeter Flüssigkeit bei einer Temperatur von 100 °C. Am Kopf des Apparates liegt reines gasförmiges HCl vor. Ein Teil des flüssigen HCl wird als Rückfluss zur Kolonne zurückgefahren. Diese Flüssigkeit läuft etwa bis zum 30. Boden nach unten, wird nach und nach durch das aus der Tiefe aufsteigende V wieder verdampft, während es seinerseits dafür sorgt, dass V kondensiert wird und abwärts läuft. Durch die vom Sumpf über die Umlaufverdampfer zugeführte Wärme steigt mit dem V auch das C etwa bis zum 15. Boden nach oben.

Bild 10 V-Destillation

In der nächsten Destillationsstufe, der V-Kolonne wird bei 5 bar und 40 °C das V verdampft und über den Kopf der Kolonne abgetrennt. Im Sumpf bleibt bei 250 °C das C zurück. Die Kolonne ist mit 90 (Anlage 1) bzw. 75 (Anlage 2) Ventilböden bestückt, hat einen Durchmesser von zwei Metern und erreicht eine Höhe von fünfundfünfzig Metern.

Die dritte Kolonne ist der V-Stripper. In der nur einen halben Meter dicken, fünfzehn Meter hohen, mit 20 Ventilböden bestückten Kolonne wird das V mit einem Umlaufverdampfer verdampft, und weil es mit HCl und Wasserspuren verunreinigt ist, wird es über einen Adsorber gasförmig in die HCl-Kolonne zurückgeführt. Es gibt also weder einen Kondensator noch einen Rückflussbehälter an dieser Stelle.

Das war beim alten V-Stripper anders, denn der arbeitete noch nach dem klassischen Destillationsprinzip: V verdampfen, Kopfprodukt kondensieren, als Rückfluss zurück in die Kolonne fahren und einen Teil davon, zur Verminderung des HCl-Gehalts im V, zur HCl-Kolonne ausschleusen.

  1. Ätznatrontrockentürme (wurden durch Druckstripper, s. vorheriger Punkt 1, ersetzt.)

Die drei mit Ätznatron Pellets gefüllten Türme dienten der Beseitigung von Rest HCl im V, wenn der V-Stripper ausfallen sollte. Von den drei Behältern waren immer zwei in Betrieb, während der dritte eine Reserve darstellte, die gebraucht wurde, damit ein Turm mit verbrauchten Pellets entleert und neu gefüllt werden konnte. Im Normalbetrieb, also wenn der V-Stripper 100 %-ig funktionierte und das V HCl-frei war, wurden die Türme einfach nur durchströmt. Fiel der Stripper aus, dann mussten sie arbeiten. Im ersten Behälter, in dem das V von oben nach unten strömte, wurde das in ihm enthaltene HCl durch Neutralisation mit Natronlauge gebunden. Damit die Reaktion ablaufen konnte, wurde zusätzlich Wasser oder Natronlauge in den Turm gepumpt. Wenn trotzdem HCl durchschlug, musste unter Umständen auch etwas deftiger mit Wasser gespült werden, was die Kollegen dann als Kopfwäsche bezeichneten. Das HCl-freie, aber feuchte V wurde von unten nach oben durch den zweiten Turm gefahren, wodurch die Feuchtigkeit wieder gebunden werden konnte. Der gesamte Prozess war natürlich ständig analytisch zu überwachen. Außerdem musste die sich am Boden des Behälters ansammelnde wässrige Natronlauge von Zeit zu Zeit abgelassen werden, wobei es des Öfteren zu Verstopfungen kommen konnte.