– 4 – Ede Ceh Fortsetzung

Teil 4 EDC Rückgewinnung aus dem Abwasser

Erklärung: Keine bemerkenswerten chemischen Reaktionen.

Hauptbestandsteile:

1 Stripper für alkalisches Abwasser mit Sammelbehälter

1 Stripper für saures Abwasser mit Sammelbehälter

Diverse kleinere Apparate und Aggregat

Story:

„Verdammte Scheiße, wo bin ich denn hier gelandet?“ Ede Ceh sah sich verwirrt um. Eigentlich hatte er das Hazwei Oxygen loswerden wollen, aber nun fand er sich als dessen Gefangener umringt von Tausenden dieser wässrigen Sorte in einem Behälter wieder und hatte keine Ahnung, wie er von hier wieder wegkommen könnte. Zwar beobachtete er wie einige seiner Artgenossen sich von der Umklammerung der Hazwei Oxygene lösen konnten und auf den Boden sanken, aber ihm gelang das nicht. Mit Wehmut sah er, dass die am Boden versammelten Ede Cehs aus dem Behälter verschwanden. Wahrscheinlich kamen sie zurück in den feuchten Bereich, wo sie erneut die Chance hatten sich in der Entwässerungskolonne von den lästigen Hazwei Oxygenen zu trennen und wieder am richtigen Leben der Ede Cehs teilzunehmen.

„Herr Gott noch mal, ich muss etwas unternehmen“, versuchte Ede sich von seinen trübseligen Gedanken zu befreien, aber es war nichts zu machen. Er war und blieb gefangen. Es müsste schon etwas Außergewöhnliches passieren, damit er aus dieser beschissenen Situation herauskommen könnte. Gott sei Dank gehörte Ede Ceh aber zu den Leuten, die nie aufgaben. „Die Hoffnung stirbt nie!“ gehörte zu seinen Standardsprüchen und so verhielt er sich auch. Ceh war also hellwach, als er spürte, dass sich etwas bewegte und tatsächlich, Ede wurde langsam in eine Rohrleitung gezogen. Die Beschleunigung im Laufrad der Pumpe genoss er erleichtert, denn das bedeutete immer Bewegung und Veränderung. Plötzlich wurde es auch wieder wärmer und „wow, was ist das denn?“, landete Ede in einer besonderen Füllkörperschicht. Seine größte Sorge war natürlich sofort, dass er schnell den richtigen Weg finden würde. Nach oben oder nach unten? „Verdammt, woher soll ich das wissen?“, stöhnte Ede. Die Hektik zwischen den Keramikfüllkörpern ließ ihm nicht viel Zeit zum Nachdenken, musste er auch gar nicht, denn die Energie in der Kolonne trieb ihn sofort nach oben. Ede wurde wieder einmal Gas und zu seiner großen Freude war er nach der Kondensation wieder Herr seiner selbst, obwohl immer noch Hazwei Oxygene sich an ihn klammerten. Ede Ceh hatte das gute Gefühl auf dem richtigen Wege zu sein. Und das sollte ihn nicht enttäuschen. Er musste zwar noch durch etliche Töpfe hindurch, aber als er in der Entwässerungskolonne ankam, stürzte er sich in die Tiefe und war endlich das lästige Wasser los. Bis hierin hatte er sich voll konzentriert, damit er ja nicht wieder im Abwassersystem landete. In der dicken Berta hatte er sich allerdings einlullen lassen und war langsam mit anderen in den Sumpf getrudelt. Ede schreckte erst auf, als er plötzlich wieder auf Füllkörper traf. „Verdammt, verdammt, was ist jetzt passiert? Wo bin ich nun hingeraten?“ Ede versuchte die Augen aufzureißen, aber alles um ihn herum war schwarz. Er brauchte Zeit um sich an die Umgebung zu gewöhnen. Dann merkte er, dass es hier viel mehr Verwandte von ihm gab als sonst irgendwo im bisher von ihm durchlaufenen System. Außerdem stellte er fest, dass er hier wieder die Wahl hatte nach oben oder unten zu wandern. Seine betagteren Verwandten wie Trian, Per und die Tetras strebten gemeinsam nach unten. Sollte er mit denen gehen oder war es besser sich der Mehrzahl seiner jüngeren Artgenossen, die nach oben strebten anzuschließen?

Ede war noch hin und her gerissen, als Trian ihn von der Seite anblubberte, „du willst doch wohl nicht in den Sumpf Ede? Da geht es doch zu wie in der Unterwelt und wer weiß, was dabei am Ende herauskommt. Komm lieber mit nach oben.“

„Na gut“, meinte Ede Ceh, „wenn du mir ein bisschen was aus der Unterwelt erzählst?“

„Kein Problem“, antwortete der sofort, „du musst mir nur ein bisschen helfen, über den Kopf der Kolonne zu kommen.“

Daraufhin fasste Ede seinen Verwandten Trian an seinem dritten Ce-el, hielt ihn auch fest, als er sich selbst in Gas umwandelte und so landeten beide wieder als Flüssigkeit im Rückflussbehälter der Kolonne. Sie verpassten den Weg zum Feedtank und wurden erneut in die dicke Berta gepumpt. Das Dumme war jetzt nur, dass Trian den gesamten Weg über erzählt hatte und damit auch jetzt nicht aufhörte. Da Ede total interessiert zuhörte, nahmen beide nicht wahr, dass sie in der dicken Berta wieder nach unten in den Sumpf wanderten. Als sie es merkten, war es schon zu spät.

„Scheiße“, schrie Trian, „jetzt kommen wir wieder in die schwarze Kolonne.“

„Oh je“, stöhnte Ede, „hoffentlich habe ich noch einmal die Kraft nach oben zu entkommen, aber ich befürchte, dass das nichts mehr wird.“ Er drehte sich zu Trian, „dann geht es nun ab zur Hölle?“

„Keine Ahnung“, sagte der zerknirscht, „von da kommt ja keiner mehr zurück.“

Ede schüttelte den Kopf, „ein Teil von uns könnte durchkommen. Das weiß ich von Ha Ce-el aus der Oxichlorierung.“

„Ist ja höchst interessant“, schnaufte Trian hoffnungsvoll, „dann könnten wir dem Ganzen ja gelassen entgegen sehen, was Ede?“

„Auf zur Höllenfahrt!“, riefen beide. Aber sie würden sich noch gedulden müssen, denn zuerst landeten sie natürlich wieder in einem Tank. Hier befanden sich Trian und seinesgleichen in der Überzahl, aber auch Ede Ceh und Kollegen waren zahlreich vertreten. Es wimmelte von mit Ce-el gesättigten Ede Ceh Verwandten. Diese zum Teil sehr gewichtigen Herrschaften: Bankmanager, Immobilienhaie, Toppolitiker fast aller Parteien, die wie die Bekloppten Ce-el gehamstert hatten und dabei auch nicht vor Mord und Totschlag zurückgeschreckt waren, erfanden ständig neue Gründe zum Feiern, was natürlich mit Saufen, Fressen und Bumsen verbunden war. Dabei war es ihnen Scheiß egal, wer oder was ihnen da in die Hände fiel. Bei Ede gerieten sie allerdings an die falsche Adresse. Sie versuchten es auch nur einmal, dann machten sie einen großen Bogen um ihn. Von solchen Verwandten hielt Ede absolut nichts. Er wollte sich lieber allein durchs Leben schlagen. Natürlich goss sich Ede auch mal einen hinter die Binde, aber nur im feuchten Bereich, weil es da so eklig wässrig war. Fressen war ohnehin nicht Edes Ding, das lag ja auch nicht in seiner Natur. Höchstens mal diese komischen Teilchen, die sich Gummi nannten, die wurden im Handumdrehen von Ede aufgelöst. Und gebumst wurde nur als Zwei Ce-el oder Ha Ce-el mit dem Satansweib Ethy Len in Direkt- oder Oxichlorierung. Mit solchen mehr oder weniger fröhlichen Gedanken beschäftigt merkte Ede nicht, wie er wieder vom Sog einer Pumpe erfasst wurde. Erst als ihn das Laufrad herumwirbelte begriff er, dass nun wohl der Höllenritt beginnen musste.

„Scheiße“, schimpfte er vor sich hin, „beinahe hättest du den besten Teil verpennt.“

Doch wie es im Leben halt so ist landete er, trotz des verheißungsvollen Beginns, schon wieder in einem Behälter und musste sich in Geduld üben. Hier stellte Ede auch fest, dass er sich erneut oder immer noch in allerbester Gesellschaft befand.